Ich grüße dich!
“Wie willst du das zu Geld machen?” Das war die Frage meines Englischlehrers als ich ihm von meinem Schreiben erzählte. Diese Frage ist nicht neu für mich. Sie begleitet mich, seit ich mich für diesen Weg entschieden habe. Früher hätte sie mich verunsichert. Wahrscheinlich hätte ich sogar mit dem Schreiben aufgehört, um mich etwas zu widmen, das ich sicher verkaufen könnte.
Es ist spannend zu sehen, wie sich der Ton über die Zukunft eines Menschen im Laufe des Lebens ändert.
Der Sohn meines Cousins soll jetzt auf die Realschule gehen. Als er noch im Kindergarten war, hatte er zwei Berufswünsche. Entweder Feuerwehrmann oder Maurer, so wie Bob der Baumeister. Damals fanden das noch alle lustig. Wahrscheinlich weil alle sicher waren, dass ihm diese kindlichen Flausen schon noch früh genug vergehen würden. Für die Realschule ist er noch nicht bereit. Das Lernen fällt ihm schwer und mir blutet das Herz, wenn ich höre, unter welchem Druck er jetzt schon steht.
Was willst du werden, wenn du groß bist? Das ist eine unschuldige Frage, die man Kindern gerne stellt.
Nach Prinzessin wollte ich Automechanikerin werden. Ich dachte, es würde mir Spaß machen, an Autos herumzuschrauben und dann könnte ich immer die Autos meiner Familie reparieren. “Das ist wie Perlen vor die Säue werfen.” “Damit verdienst du nichts.” “Geh lieber studieren, dann hast du einen besseren Job.” Und als ich dann Richterin werden wollte, hieß es, dafür müsse ich sehr viel und sehr lange lernen.
Ich verstehe, dass Eltern das Beste für ihre Kinder wollen.
Und auch, dass die meisten Eltern glauben, dass dies dann der Fall ist, wenn die Kinder gut verdienen. Bildung ist wichtig! Auf der Liste der wichtigsten Punkte, um den Klimawandel aufzuhalten, steht die Mädchenbildung für Paul Hawken an sechster Stelle. Bildung, um überhaupt die Möglichkeit zu schaffen, andere Wege zu gehen. Wege, auf denen vielleicht die Leidenschaft der Mädchen wartet.
Wann hat die Freude ihren Wert verloren?
Diese Frage stelle ich mir sehr oft, wenn ich von den Gastschülerinnen aus Italien höre, dass sie kaum Freizeit haben. Sie müssen so viel für die Schule lernen, um einen guten Abschluss zu machen und dann studieren zu können. Was würde aus ihnen werden, wenn sie mehr Spielraum hätten, um sich auszuprobieren? Um herauszufinden, welche Möglichkeiten ihnen das Leben überhaupt bietet. Und herauszufinden, was ihnen Spaß macht und wie sie daraus eine Passion oder sogar einen Beruf machen können.
Wenn ich etwas an diesem kranken (Leistungs-)Bildungssystem unserer Zeit ändern könnte, dann das: Ich würde trockenes Wissen, wo immer es geht, durch greifbare Erfahrungen ersetzen und den Kindern mehr Raum geben, sich ein Leben zu schaffen, auf das sie sich jeden Tag aufs Neue freuen.
Und allen erwachsenen Kindern wünsche ich, dass sie sich wieder daran erinnern, wie es war, als man Träume noch anfassen konnte.
Ich wünsche dir freudvolle Woche gespickt mit absichtslosem Tun!
Wunderbar gedachte Grüße,
Carina
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