Das Geschenk des Zuhörens

Feb 24, 2023 | Lebenselexiere

Das Geschenk des Zuhörens steht links, rechts ist eine Illustration von einem Menschen, der an einem Lagerfeuer sitzt

Ich liebe es, anderen Menschen zuzuhören, das tat ich schon immer. Dadurch bekomme ich einen Einblick in ihre Gedankenwelt und darf einen Blick durch das Fenster werfen, durch das sie auf die Welt blicken. So steht es auf meiner Über-mich-Seite.

Wie sehr mein Umfeld dieses Zuhören schätzt, ohne dass ich gleich Antworten oder Lösungen präsentiere, wurde mir schon oft gesagt. Ich bin dankbar, dass ich den Menschen dieses Geschenk machen kann. Die Kraft dieses Geschenks, wurde mir durch ein Video von Caroline Myss wieder mehr bewusst.

In diesem Video spricht sie über den Archetypen des “Holy Witness” (heilige Zeugin / heiliger Zeuge) und darüber, was das Geschenk dieses Archetypen ist:

Zuhören und Bezeugen

Sie erzählte dazu die Geschichte von Jet Lahe (ich weiß nicht, ob ich den Namen richtig schreibe, ich habe ihn nicht im WWW gefunden). Er war amerikanischer Ureinwohner aus dem Stamm der Navajo und diente im zweiten Weltkrieg. Er wurde gefangen genommen und brutal gefoltert. Zurück in seiner Heimat verließ er das Veteranenkrankenhaus und konnte kaum noch laufen. Er besuchte seinen Stamm, obwohl er schon seit seiner Teenagerzeit nicht mehr in seinem Reservat war.

Die Menschen dort wollten wissen, was passiert war. Sie setzten sich in einen Kreis und ließen sich seine traumatischen Erfahrungen drei Mal erzählen und sie hörten sich die Geschichte drei Mal an, ohne sie zu kommentieren. Die Navajo glaubten, wenn sie ihre Geschichten häufiger als drei Mal erzählten, würden die Geschichten ihren Geist herausziehen, ihn rauben.

Sie wussten um die Macht der Geschichten und auch um das Geschenk des Zuhörens und Bezeugens

In meinem Büro hängt eine Illustration von Mari Andrew. Darauf hat sie ihre “Synonyms for healing” (Synonyme für heilen) beschrieben. Dazu zählt auch: “Changing trauma into story” (Traumata in Geschichten verwandeln).

Ich glaube das ist das Geschenk, was Jet Lahe durch das Zuhören und Bezeugen von seinem Stamm bekam. Das Trauma des Krieges und der Folter wurde zu einer Geschichte, die er anschließend sogar niederschreiben und veröffentlichen konnte. Der Unterschied dabei war, dass es nicht mehr die traumatische Geschichte war, die ihn beherrschte, sondern, dass er nun die Macht über seine Geschichte hatte.

Früher dachte ich, ich müsste den Menschen helfen und eine Lösung parat haben.

Ich war mitunter sogar so vermessen, dass ich glaubte zu wissen, was für einen anderen Menschen das Beste sei. Mit den Jahren erkannte ich dann, dass das gar nicht notwendig ist.

Das Aussprechen der eigenen Gedanken, das Erzählen der eigenen Geschichten – nicht zu häufig, da sie sich sonst verändern und Macht über uns entfalten – kann wohltuend heilsam sein.
Das Aussprechen alleine kann (Frei-)Raum schaffen, so als würden wir die Fenster zu unserem Geist öffnen und einmal ordentlich durchlüften.
Das Aussprechen alleine gibt uns die Möglichkeit, uns selbst zuzuhören. Gedanken beginnen sich zu bewegen, Zusammenhänge können erkannt werden und Erkenntnisse und Lösungen können sich zeigen.

Wir sollten uns wieder mehr zuhören.

Uns mehr Raum für unsere Gedanken nehmen und geben. Ohne die Notwendigkeit, sofort eine Antwort oder die richtige Lösung parat zu haben. Sondern einfach damit sich die heilende Wirkung des Zuhörens und Bezeugens entfalten kann.

Wie ist es bei dir: Fällt es dir leichter zuzuhören oder angehört zu werden?

Ich freue mich über deine Gedanken gleich hier in den Kommentaren.

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